Hilfe wird überall benötigt. Deshalb gibt’s genügend Gründe, um Freiwilligenarbeit im Ausland zu leisten. Wenn du mal anfängst, zu recherchieren, merkst du schnell wie riesig das Angebot an Projekten und Organisationen ist. Es reicht von Umweltschutz, Lehrstellen, Hilfe auf Farmen, bis hin zu Tierschutz. Aber wie kannst du sicherstellen, dass das Projekt für das du dich entscheidest, wirklich nachhaltig und ethisch handelt?

Es kann schnell mal passieren, dass man auf die „Voluntourism“-Falle reinfällt. Daher solltest du die einen guten Überblick verschaffen, dich tief einlesen um eine smarte Wahl zu treffen. In diesem Beitrag erfährst du, wie aus deinem guten Willen wirklich auch eine gute Tat wird.

Was ist nachhaltige Freiwilligenarbeit?

Immer mehr gutwillige Menschen zieht es für Freiwilligenarbeit ins Ausland. Auf diese Weise wollen sie etwas Gutes tun und einen kleinen Beitrag leisten, um die Probleme der Welt wie Tierleid, Umweltverschmutzung oder Armut zu bekämpfen.

Dabei kann die große Auswahl an Volunteer-Programmen, einen schnell überfordern. Vor allem, da nicht alle Organisationen ethisch und nachhaltig handeln. Ich behaupte hierbei nicht, dass sie nicht die richtigen Absichten und Einstellungen haben. Es müssen einfach unglaublich viele Aspekte beachtet werden, um wirklich nachhaltige Freiwilligenarbeit im Ausland sicherzustellen.

Bei nachhaltigem Volunteering geht’s nicht nur einfach darum, dass Projekte Hilfe bereitstellen mit dem Ziel, einen guten Beitrag zu leisten. Vielmehr geht es darum, dass die Umwelt und die Community in der die Hilfe geleistet wird, danach eine langfristige Verbesserung erfährt. Organisationen mit einem starken Interesse an nachhaltigen Auswirkungen arbeiten eng mit den Einheimischen vor Ort oder einer regionalen Organisation am Einsatzort zusammen. Der Schlüssel für nachhaltige Freiwilligenarbeit liegt also in der Hilfe zur Selbsthilfe.

Wieso ist nachhaltige Freiwilligenarbeit wichtig?

Die Menschen, denen die Hilfe zugute kommt, sollten niemals dauerhaft auf die Organisation angewiesen sein. Vielmehr sollten sie dadurch die Möglichkeit bekommen und lernen, sich langfristig selbst zu stärken.
Wenn ein Projekt oder eine Organisation nicht nachhaltig und moralisch handelt, wird die Community immer von ihr abhängig bleiben. Es gibt sogar Organisationen, die genau das ausnutzen und dann noch einen hohen Beitrag von den Volunteers verlangen. So bleibt immer ein Bedarf nach neuen Freiwilligen, was der Organisation Gewinn bringt.

Um eine langfristige Verbesserung der Situation vor Ort zu bewirken, ist nachhaltige Freiwilligenarbeit unerlässlich. Das bedeutet, dass das Projekt im Bezug auf die Umwelt und soziale Aspekte bestimmte Standards einhält und verantwortungsvoll, effizient und nachhaltig geführt wird.

Beispielsweise kann ein Tierheim nur nachhaltig agieren, wenn sie die Streuner auch kastrieren, um zu vermeiden, dass sie sich weiter unkontrolliert vermehren. Eine Umweltorganisation muss auch die lokale Bevölkerung über Umweltschutz aufklären und einbinden, anstatt nur Clean-Ups zu organisieren. Nur so kann die Situation sich nachhaltig verbessern.
Man könnte es mit einer Krankheit vergleichen, bei der man die Ursache bekämpfen muss, anstatt sich nur um die Symptome zu kümmern.
Dogs in an ethical volunteering shelter / Hunde bei einem nachhaltigen Tierheim - Freiwilligenarbeit im Ausland

Was sind die Vorteile von nachhaltiger Freiwilligenarbeit im Ausland?

Durch ethische und nachhaltige Freiwilligenarbeit im Ausland, lernt die Gesellschaft, wie sie die Probleme selbst anpacken kann und wie sie die Besserung beibehalten können. Dadurch wird die Situation vor Ort mit der Zeit besser bleiben. Und letztendlich wird irgendwann die Organisation vor Ort nicht mehr gebraucht.

Neben den Vorteilen für die Community, bringt nachhaltige Freiwilligenarbeit im Ausland auch dir als Volunteer einiges:
  • Du verbesserst deine Social Skills und wirst mit den unterschiedlichsten Menschen und Kulturen vertraut
  • Volunteering verleiht dir eine globalere Perspektive
  • Du wirst umweltbewusster und lernst, wie du Probleme bei der Wurzel anpacken kannst
  • Du gewinnst wertvolle Lebenserfahrung

Wie finde ich nachhaltige Freiwilligenarbeit im Ausland?

Da wir jetzt wissen, wie wichtig nachhaltiges Volunteering im Ausland ist, fragst du dich sicher: Und wie finde ich nun ein sinnvolles Projekt, das wirklich etwas bewirkt?

Das Gute ist, dass nachhaltige Freiwilligenarbeit keine Nische mehr ist, wie sie es noch vor zehn Jahren war. Es gibt nicht nur richtig viele gute Organisationen, sondern auch Plattformen, die dir dabei helfen, die richtige zu finden und Bewertungen zu vergleichen.

Lasst uns vorher aber noch einen kurzen Blick in die unterschiedlichen Arten von Volunteering-Projekten werfen.

Unterschiedliche Arten von Freiwilligenprojekten im Ausland

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten für Freiwilligenarbeit, entweder durch Charities oder durch gewerbliche Anbieter.
Charities können entweder staatlich gefördert werden oder als NGOs (regierungsunabhängige Organisationen) handeln. Der Voreil von staatlich geförderten Projekten ist, dass diese strikt kontrolliert werden. Daher müssen sie viele ethische Standards einhalten. Jedoch musst du dich hier lange im Voraus bewerben und sie akzeptieren bei weitem nicht alle Freiwilligen.

Gewerbliche Anbieter bzw. private Organisationen müssen sich selbst finanzieren. Daher bieten sie häufig komplett organisierte Volunteer-Reisen an und verlangen oft saftige Preise. Hier ist es natürlich viel einfacher, eine Freiwilligenstelle zu bekommen. Die Schattenseite hierbei ist jedoch, dass es häufig keine Qualitätskontrolle gibt, die auf ethische und nachhaltige Standards prüft.
Bei Unternehmen musst du auch beachten, dass sie ein gewisses Interesse an Gewinnen haben können, während Charities und NGOs den Fokus komplett auf die Hilfe vor Ort legen. Somit geht’s nicht ohne eine ausgiebige Recherche, um herauszufinden, ob sie wirklich ethisch und nachhaltig handeln.

Eine Studie der University of Leeds hat jedoch herausgefunden, dass Freiwilligenarbeit im Ausland bei einer Charity nicht automatisch besser ist als bei einem gewerblichen Anbieter.
Der Schlüssel liegt letzendlich darin, wie transparent alle Details geteilt werden. Je offener eine Organisation informationen teilt, desto besser. Das betrifft alle Bereiche, wie beispielsweise:
  • Wohin fließt das Geld genau, falls du als Volunteer zahlen musst?
  • Gibt es Nachweise dafür, was vorherige Freiwillige nachhaltig bewirken konnten?
  • Ist die Bevölkerung vor Ort eingebunden?

Three pillars of sustainability in tourism | Drei Säulen der Nachhaltigkeit beim Reisen | Jill on journey

Wie prüfe ich, ob ein Freiwilligenprojekt wirklich nachhaltig und ethisch handelt?

Ganz ehrlich, es ist super schwer auf den ersten Blick zu erkennen, ob eine Organisation unseriös ist. Sie wollen natürlich nicht, dass du oder irgendjemand ihnen auf die Schliche kommt, dass ihr Fokus auf Profit statt auf Nachhaltigkeit liegt. Oder dass ein Anbieter die Projekte gar nicht wirklich kennt, die er anpreist.
Das macht es umso wichtiger, nachzuforschen.

Checke alle Infos

Bei den Infos, die zum Projekt preisgegeben werden, kannst du schon einige Gesichtspunkte bei der Wahl der Organisation beachten und prüfen. So kannst du es vermeiden, auf ein schwarzes Schaf reinzufallen. Hier einige der Gesichtspunkte:
  • Auswahl an Projekten
    Wenn du dir das Angebot an Projekten einer Organisation anschaust, gilt immer: je weniger, desto besser. Wenn weniger Projekte angeboten werden, ist die Chance höher, dass der Anbieter sie gut kennt und auf nachhaltige und ethische Gesichtspunkte prüfen konnte.
  • Mindestzeitraum für Freiwilligenarbeit
    Wenn du nur ein paar Tage Freiwilligenarbeit leistest, wie sollst du damit nachhaltig etwas bewirken können? Wenn dein Aufenthalt dann noch mit Sightseeing kombiniert wird, mindert das die positiven Auswirkungen noch mehr. Dann steckst du nämlich mitten in der Voluntourism-Falle – eine Art von Tourismus, der die Menschen ausnutzt, die einen Urlaub mit Freiwilligenarbeit verbinden wollen.
  • Unterstützung vor Ort
    Gute Projekte und Organisationen stellen sicher, dass immer ausgebildete Experten vor Ort sind, um die Freiwilligen anzuleiten und zu begleiten.
  • Aufgabenverteilung
    In verantwortungsvollen Organisationen sind die Aufgaben zwischen Freiwilligen und Experten/Festangestellten klar aufgeteilt. Bestimmte Aufgaben werden nur durch ausgebildete Experten oder Frewilligen ausgeführt, die schon lange im Projekt sind.
  • Auswirkungen des Projekts
    Dass das Projekt wirklich einen nachhaltigen, sinnvollen Effekt in der Region hat, ist unerlässlich. Und das ist nur möglich, wenn das jeweilige Problem richtig angegangen wird und mit der Zeit eine Verbesserung spürbar wird. Hilfe zur Selbsthilfe ist das Stichwort. Lass die Finger von Projekten, bei denen es Anzeichen gibt, dass die Community dauerhaft auf die Hilfe angewiesen ist.
  • Einbindung von Einheimischen
    Nur wenn Locals eingebunden sind und Einheimische als Experten ausgebildet werden, schafft ein Projekt nachhaltigen Wert. Zudem profitieren sowohl Locals als auch Freiwillige vom kulturellen Austausch, da sie unterschiedliche Perspektiven kennenlernen. Über allem steht auch, dass durch Volunteers die für Freiwilligenarbeit ins Ausland kommen, niemals Jobs weggenommen werden, die von Einheimischen ausgeführt werden könnten.

Tips for sustainable travel

Ethische Freiwilligenarbeit mit Tieren

Wenn du auch Interesse an Freiwilligenarbeit im Ausland mit Tieren hast, gibt es noch ein paar Gesichtspunkte, auf die du bei der Wahl der Organisation achten solltest.

  • Rehabilitation
    Welches Ziel wird vor Ort verfolgt? In Tierheimen sollte viel Zeit mit den Hunden und Katzen verbracht werden, um sie wieder zu sozialisieren. Wenn du dich jedoch um wilde Tiere kümmerst, sollte das Ziel sein, sie wieder auszuwildern.
  • Zustand der Tiere
    In welchem Zustand sind die Tiere? Sind sie gut ernährt und verbessert sich ihr gesundheitlicher Zustand im Laufe der Zeit? Entsprechen die Lebensbedingungen den Bedürfnissen und sind artgerecht?
  • Profis vor Ort
    Wird das Projekt von Profis bzw. Experten (bspw. Tierärzten oder Biologen) vor Ort begleitet?
  • Direkter Kontakt zu den Tieren
    Hunde und Katzen in Tierheimen brauchen den direkten Kontakt, um sich an Menschen zu gewöhnen und so leichter wieder ein Zuhause zu finden. Bei der Arbeit mit wilden Tieren sieht das ganz anders aus. Direkter Kontakt zu Menschen macht es nahezu umöglich, sie wieder auszuwildern. Wenn hier Streicheln erlaubt ist, ist das ein klares Anzeichen dass das Tierwohl hier nicht an erster Stelle steht.

Bedenke deine Fähigkeiten

Es gibt so viele Bereiche, in denen Freiwillige gebraucht werden:

  • Umweltschutz
  • Tierheime
  • Wiederaufbau
  • Lehrpersonal
  • Erntehilfen
  • und viele mehr

Bevor du dich für ein bestimmtes Projekt bewirbst, weil es dich anspricht, überlege welche besonderen Fähigkeiten du hast. Hast du einen medizinischen Background, wodurch du im Gesundheitswesen helfen könntest? Hast du schon mal mit Tieren gearbeitet oder für sie gesorgt und kannst dir somit das Vertrauen von Streunern erarbeiten? Hast du Erfahrung in der Landwirtschaft und kannst bei der Ernte oder im Anbau helfen?

Selbst wenn ein Projekt dich total reizt, bewirb dich nicht, wenn du noch überhaupt keine Erfahrung in dem Bereich hast. Du wirst als Lehrer keine Hilfe sein, wenn du noch nie mit Kindern gearbeitet hast und keinen pädagogischen Hintergrund hast.

Ein gutes Zeichen für wirklich nachhaltige und moralische Freiwilligenarbeit ist, wenn die Organisation nach deinen Erfahrungen fragt und nur Volunteers mit bestimmten Fähigkeiten aufnimmt.

Schau dich auf Plattformen für Volunteering um

Ich bin auf vier verschiedene Arten gestoßen, wie du dich für Freiwilligenarbeit im Ausland bewerben kannst:

  1. Eine Organisation oder Projekt direkt kontaktieren

    Auf diese Art stehen die Chancen am besten, dass du direkt mit den Menschen in Kontakt kommst, die auch selbst am Projekt arbeiten. Dadurch kannst du alle Fragen loswerden, die dir auf dem Herzen liegen und einen authentischen Einblick rund um alle Details gewinnen.

  2. Durch eine Volunteering-Plattform

    Plattformen sind eine super Möglichkeit, mit einzelnen Organisationen und Projekten in den Austausch zu kommen. Dort kannst du dich auch durch Bewertungen und Erfahrungen von anderen Freiwilligen lesen.
    Ein paar gute Plattformen sind:
    • Workaway – Die wohl bekannteste Plattform und Community für Volunteering-Projekte in 170 Ländern, wo du normalerweise Unterkunft und Essen im Gegenzug für deine Arbeit bekommst und somit nichts außer einer einmaligen kleinen Gebühr für die Anmeldung zahlen musst.
    • Worldpackers – Eine Plattform mit unzähligen Volunteer-Positionen in über 140 Ländern. Ähnlich wie bei Workaway zahlst du nichts außer der einmaligen Registrierungsgebühr.
    • Volunteer World  – Eine Vergleichsplattform mit einem sehr sicheren Bewerbungsprozess, auf der Organisationen Stellen für Freiwilligenarbeit im Ausland anbieten.
    • Worldwide Opportunities on Organic Farms (WWOOF)  – Eine weltweite Community, auf der Biobauern nachhaltige Freiwilligenarbeit auf Öko-Farmen anbieten.
    • Helpstay – Eine weitere zuverlässige Plattform, auf der Hosts Volunteer-Stellen anbieten. Zu ihnen gehört auch die separate Plattform freevolunteering.net auf der nur kostenfreie Freiwilligenarbeit angeboten wird.
    • Green Volunteers – Eine Datenbank für nachhaltige Freiwilligenarbeit im Ausland im Bereich Natur- und Artenschutz.
    • Volunteer Match – Ein Portal auf dem Volunteers mit Non-Profit-Organisationen in Kontakt treten können.
    • Volunteers Base – Eine komplett kostenfreie Plattform ohne Anmeldungsgebühr.
    • Frewilligenarbeit – die größte deutsche Plattform für Volunteering-Angebote auf der ganzen Welt
  3. Über eine unabhängige Organisation ein Projekt wählen

    Es gibt unglaublich viele Organisationen da draußen, die ähnlich wie eine Plattform auftreten. Hier ist jedoch Achtsamkeit geboten, da einige von ihnen Gewinne mit der Vermittlung erwirtschaften. Hier sind ein paar vertrauenswürdige Organisationen:
    • All Hands and Hearts – Eine Organisation, die sich kurz- und mittelfristigen Hilfseinsätzen für Orte widmet, die von Naturkatastrophen betroffen sind.
    • Global Volunteers – Eine vertrauenswürdige Organisation, die schon seit fast 40 Jahren Freiwillige an unterschiedlichste Projekte vermittelt. Sie ist von der UN anerkannt und in Oprah’s Angel Network anerkannt.
    • GVI – Eine Organisation, die in der Vergangenheit immer sehr transparent mit Daten und Informationen zu ihren Projekten umgegangen ist.
    • Rainbow Garden Village – Eine anerkannte Organisation mit einer großen Bandbreite an unterschiedlichen Projekten weltweit, die ihre Arbeit regelmäßig von unabhängigen Organisationen überprüfen lässt und Mitglied in zahlreichen Verbänden ist, die sich für Qualitätsstandards einsetzen
  4. Durch gewerbliche Vermittlungsanbieter

    Wie wir schon zuvor thematisiert haben, haben gewerbliche Anbieter ein Interesse daran, Gewinn mit der Vermittlung zu machen. Von dem Preis, den du für deine Freiwilligenarbeit im Ausland zahlst, erreicht wahrscheinlich nur ein kleiner Anteil das Projekt. Daher kann ich diese Art, um ein Projekt zu finden, nicht empfehlen.
jillonjourney

Recherchiere über dein Projekt und die Organisation

Vertraue nie einfach nur blind auf die Infos, die dir von der Organisation zur Verfügung gestellt werden. Recherchiere stattdessen selbst ein bisschen, um mehr über die Organisation und das Freiwilligen-Projekt durch andere Quellen zu erfahren.

Hier ein paar Möglichkeiten, wie du recherchieren kannst:
  • Lies dir Bewertungen von anderen ehemaligen Freiwilligen auf unabhängigen Plattformen durch.
  • Schau nach Zertifikaten und Auszeichnungen oder andere öffentlichen Berichte über die Arbeit der Organisation.
  • Halte Ausschau nach anerkannten Partnerschaften (z.B. mit den Vereinigten Nationen).
  • Prüfe, wie viele Jahre die Organisation schon besteht.
  • Falls dir eine Organisation oder Projekt zwielichtig vorkommt, melde sie beim Tierschutzbund oder einer humanitären Gesellschaft.

Muss ich für nachhaltige Freiwilligenarbeit im Ausland zahlen?

Die Antwort hierzu ist ziemlich eindeutig: Nein, musst du nicht.
Tatsächlich hat die University of Leeds herausgefunden, dass die Anbieter, die die höchsten Preise für Freiwilligen-Projekte verlangen, mit hoher Wahrscheinlichkeit am wenigsten verantwortungsvoll handeln.
Also sind höhere Preise definitiv kein Zeichen für Qualität.
Oft geht das Geld, dass Volunteers zahlen, größtenteils in Administration oder bildet den Gewinn der gewerblichen Anbieter, statt dort anzukommen, wo das Geld am dringendsten benötigt wird.

Es gibt sogar Berichte von Freiwilligen, die über 3000 US-Dollar pro Woche gezahlt haben, wovon nur 9 Dollar tatsächlich fürs Projekt genutzt wurden.. That’s honestly the worst that can happen.

Das ist mit das schlimmste, was passieren kann. Bleib also von Organisationen fern, die immense Summen verlangen.
Es gibt so viele Wege, um kostenlose oder günstige Freiwilligenarbeit im Ausland zu finden, bspw. Durch die oben genannten Plattformen.

Nichtsdestotrotz ist es völlig in Ordnung, einen Unkostenbeitrag zu zahlen, wenn dir vor Ort Unterkunft und Verpflegung gestellt werden. Dann kann sich die Organisation auf das eigentliche Projekt konzentrieren, anstatt Geldsorgen für die Versorgung der Freiwilligen zu haben.
Du wirst bei der Recherche auch schnell merken, dass Volunteering in ärneren Ländern natürlich günstiger ist als in Entwicklungsländern.

Unabhängig davon darfst du nicht vergessen, dass deine Freiwilligenarbeit im Ausland natürlich mit anderen Kosten verbunden sein kann:
  • Impfungen die in bestimmten Ländern oder Projekten Voraussetzung sind
  • Transport
  • Visum
  • Versicherungen (z.B. Auslandskrankenversicherung)
  • Reisekosten
  • Internationaler Führerschein

Das kann natürlich je nach Projekt und der Art von Arbeit ganz unterschiedlich sein.

Wie vermeide ich die „Voluntourism“-Falle?

Mit der riesigen Anzahl an Freiwilligenprojekten, wird man schnell mal überfordert. Und das ist genau das Problem, was zum Verhängnis werden kann. Neben den vielen tollen Organisationen, die ihr Bestes geben, um Probleme zu bekämpfen, sind so manche schwarze Schafe aufgetaucht.

Diese waren auch der Ursprung für die ganze Kritik rund um den entstandenen Begriff „Voluntourism“. Das ist eigentlich nur ein Wortspiel aus „Volunteering“ und „Tourism“ – also wenn Reisende Freiwilligenarbeit mit einer Reise ins Ausland verbinden möchten.
An sich nichts wildes. Es spricht überhaupt nichts dagegen, auf einer Reise etwas Gutes zu tun und eine Projekt mit Freiwilligenarbeit im Ausland zu unterstützen.

Die Schattenseite liegt eher darin begründet, dass gewerbliche Anbieter genau darin eine Möglichkeit gerochen haben, Geld zu verdienen. So wurde durch Profitgier eine Industrie daraus, vor allem durch zahlungswillige Freiwillige. Und wo das Geld landet, können wir uns alle denken. Leider definitiv nicht dort wo es so dringend benötigt wird.

Anzeichen für schwarze Schafe können sein:
  • Anbieter, die Freiwilligenarbeit im Ausland anbieten, ohne die Projekte tiefer zu kennen oder gar zu kontrollieren
  • Profitgierige Anbieter, bei denen die Projekte überfüllt sind mit zu vielen Freiwilligen
  • Situationen, in denen durch internationale Freiwillige die Möglichkeit für Arbeitsplätze von Einheimischen genommen wird
  • Unseriöse Organisationen, die Freiwilligenarbeit in angeblichen Waisenhäusern anbieten (die oft nur vorgetäuscht sind) – Lies hier mehr dazu, welche Gefahren hinter Freiwilligenarbeit mit Kindern steckt.
  • So genannte Tierschutzorganisationen („Sanctuaries“), wo man jedoch wilden Tieren zu nah kommt und sie anfassen kann (wie Tiger zu streicheln)

Vermeide unbedingt jegliche Organisation, wo du Anzeichen für eine dieser Praktiken erkennen kannst.
Alarmstufe ist geboten, wenn in Freiwilligenprojekten wilde Tiere angefasst werden können oder man sich um Waisenkinder kümmert. Solche Organisationen solltest du melden.

Das bestätigt wieder, dass ausgiebige Recherche unerläslich ist. Nur so kannst du herausfinden, ob ein Volunteering-Projekt wirklich ethisch und nachhaltig agiert.
Also geh unbedingt die zuvor erwähnten Gesichtspunkte durch, um zu prüfen, ob es sich um ein nachhaltiges, moralisches Projekt handelt.

Vermeide im besten Fall auch Projekte, die Frewilligenarbeit mit organisierten touristischen Aktivitäten (wie Sightseeing-Touren) kombinieren. Das ist ein Anzeichen, dass die Organisation versucht, Geld mit den Freiwilligen zu verdienen, statt nachhaltig die Situation vor Ort zu verbessern.

Der Fokus einer Organisation sollte klar darauf liegen, der Gesellschaft oder Umwelt vor Ort zu helfen, anstatt die Freiwilligen zu unterhalten.

When you plan a sustainable holiday be aware of animal interactions, such as snorkeling trips.

Problematische Fälle bei der Freiwilligenarbeit mit Tieren

Wilden Tieren mal ganz nah kommen, mag verlockend klingen. Vor allem, wenn du dich für bedrohte Arten stark machen möchtest.
Hier sind ein paar Beispiele, warum Volunteering-Projekte nicht gut sind, wo du in direktem Kontakt mit wilden Tieren sein kannst oder sie gar anfassen kannst:

  • Tiger und Löwen:
    In der Wildnis können Wildkatzen ganz schön gefährlich für Menschen werden. Sie sind nicht nur Raubtiere. Ihre Instinkte lehren ihnen auch, dass Menschen für sie eine Gefahr sein können. Wenn also Freiwillige in Aufzuchstationen Tigerbabies streicheln können, stehen die Chancen für die Tiere seht schlecht, dass sie jemals ausgewildert werden können. Sie können einfach ihren Instinken nicht mehr trauen und sind nicht überlebensfähig in der freien Wildnis, wenn sie zu gewöhnt an die Nähe von Menschen sind.
    Diese Aufzuchtstationen haben oft nur den Zweck, Geld zu verdienen.
    Es gab traurigerweise sogar Fälle, in denen Baby-Wildkatzen ihren Müttern weggenommen wurden, um Besucher in sogenannte „Sanctuaries“ zu locken. In diesen traurigen Fällen, sind die Tiere nur Produkte und die Muttertiere nur so lange nützlich, wie sie für Nachwuchs sorgen Danach werden sie getötet.
  • Elefanten:
    In vielen Ländern, vor allem in Asien und Afrika, werden Elefanten häufig als Arbeitstiere oder Touristenattraktionen missbraucht. Aber um diese wilden Tiere zu zähmen, werden sie eingesperrt und geschlagen, bis sie gehorchen. Anders würden Menschen niemals Elefanten anfassen können. Weder Elefantenreiten noch das besser geglaubte Waschen von Elefanten ist ethisch vertretbar. Selbst dann, wenn so genannte „Sanctuaries“ behaupten, sie hätten die Tiere aus Gefangenschaft gerettet. Auch in dem Fall sorgt das ständige Interesse an den Elefanten durch Touristen dafür, dass diese Industrie weitergeht.

Wenn du dich für Volunteering mit Tieren interessierst, schau dir diesen Artikel an: Freiwilligenarbeit mit Tieren

Problematische Fälle bei der Freiwilligenarbeit mit Kindern

  • Waisenhäuser:
    Bei jeglicher Freiwilligenarbeit im Ausland mit Kindern und vor allem Waisen, musst du extrem vorsichtig sein. Junge Kinder entwickeln eine starke Bindung zu den Menschen, die sich um sie kümmern. Stell dir vor, du hast als Kind deine Eltern verloren und im Waisenhaus wechseln alle paar Wochen oder Monate die Menschen, die sich um dich kümmern. Immer wenn die Kinder gerade einer neuen Betreuungsperson vertrauen und eine Bindung aufbauen, werden sie wieder verlassen. Dadurch werden die Kinder ihr Leben lang traumatisiert bleiben und an starken Verlustängsten leiden.
    Zudem gab es Fälle von vorgetäuschten Waisenhäusern, die arme Eltern bezahlt haben, um ihre Kinder dort abzugeben. Die Nachfrage von zahlungswilligen Volunteers hat dafür gesorgt, dass profitgierige Anbieter eine Chance darin gewittert haben, viel Geld damit zu verdienen.

Wie werde ich ein nachhaltiger Volunteer?

Jetzt weißt du, wie wichtig Recherche ist, bevor du dich einem Projekt für Freiwilligenarbeit im Ausland anschließt und welche Anzeichen es für schwarze Schafe gibt.
Zudem ist es genauso wichtig, dass du dich nachhaltig und moralisch richtig verhälst, wenn du als Freiwillige:r arbeitest. Also werfen wir noch einen Blick darauf.

Wie verhalte ich mich als Volunteer ethisch richtig?

Wenn du in einer Organisation bist, um zu helfen, gibt es auch einige Aspekte, die du beachten solltest, um dich ethisch richtig zu verhalten. Wir als freiwillige Helfer haben auch moralische Verpflichtungen:
  • Gehe ehrlich mit deinen Fähigkeiten um, sodass du dort eingesetzt wirst, wo du wirklich helfen kannst
  • Verhalte dich nachhaltig, indem du Plastik und anderen Müll vermeidest und alles richtig entsorgst
  • Behandle Tiere und die Umwelt achtsam und verantwortungsvoll
  • Gehe respektvoll mit anderen Menschen, Kulturen und Traditionen um
  • Die Prio liegt klar auf den Bedürfnissen der Community, nicht auf deinen eigenen – Wirklich Hilfe zu leisten hat also Vorrang vor deinem eigenen Vergnügen (der Spaß kommt von ganz alleine, wenn du einen guten Job machst)
  • Versuche, länger zu bleiben und vermeide Kurzzeitaufenthalte, vor allem wenn es um die Arbeit mit Kindern geht
  • Bleib dran, weiter Gutes zu tun auf deiner Reise und wenn du wieder zuhause bist

Der Fokus von nachhaltiger Freiwilligenarbeit im Ausland sollte immer auf der Unterstützung vor Ort liegen, nicht auf deinem Entertainment. Wenn du deine freien Tage nutzen möchtest, um ein paar Orte zu besuchen, steht dem natürlich nichts im Wege.

Three pillars of sustainability in tourism | Drei Säulen der Nachhaltigkeit beim Reisen | Jill on journey

Wie kann ich nach der Frewilligenarbeit weiter Gutes tun?

Was bringt Freiwilligenarbeit nachhaltig, wenn wir dann nach Hause gehen und uns wieder im gewohnten Alltag verlieren? Du lernst so viel bei nachhaltiger Freiwilligenarbeit im Ausland, also bleib dran und mach die Welt zu einem besseren Ort!
Hier sind ein paar Beispiele, wie du weiterhin einen kleinen Beitrag mit großer Wirkung leisten kannst:
  • Wenn du weiterreist, achte auf die Art und Weise, wie du reist und behalte dein nachhaltiges Mindset bei, indem du diese 12 Tipps für nachhaltiges Reisen befolgst.
  • Schau an deinen Reisezielen immer nach, ob es Tierschutzorganisationen oder Tierheime gibt – sie können auch an einzelnen Tagen Unterstützung gebrauchen, zum Beispiel beim Gassigehen. Hier zählt jede Minute, in denen die Tiere etwas Zuneigung bekommen.
  • Schau nicht weg! Wenn du ein Tier leiden siehst, ruf eine Tierschutzorganisation vor Ort oder bring es zu einem Tierarzt (du findest die Adressen vor Ort ziemlich leicht auf Google).
  • Vermeide Attraktionen mit Tieren auf Reisen: Besuche keine sogenannten „Animal Sanctuaries“ bei denen man zu nahe an wilde Tiere kommen kann.
  • Übernimm eine Patenschaft für ein Tier im Tierheim oder ein Kind, beispielsweise mit ARA Portugal (für einen geretteten Hund oder Katze im Tierheim) oder mit Creative Help for Paraguay (um einem Kind in Paraguay zu ermöglichen, zur Schule zu gehen).
  • Schaue, was du zuhause auf regelmäßiger Basis tun kannst (beispielweise einige Stunden pro Woche in einem Tierheim aushelfen).

Ethical volunteering with cats / Nachhaltige Freiwilligenarbeit im Ausland mit Katzen

Hast du Erfahrungen oder Tipps mit nachhaltiger Freiwilligenarbeit im Ausland? Ich bin neugierig und würde gerne mehr erfahren!
Also lass gerne einen Kommentar da!

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